Hast du Ziele oder bist du zufrieden mit dem, was du hast?
Ich lerne immer mehr Menschen kennen, die sich mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigen und ein klares Thema ist hier immer wieder: Ziele haben.
Wir schauen uns unsere Lebensbereiche genau an und überlegen, was wir uns wünschen, wie wir es gerne hätten, was wir gerne ändern würden.
Und dann kenne ich natürlich auch sehr viele Menschen, die sich nie konkret ihr komplettes Leben anschauen und in diesem Sinne „bewerten“. Natürlich haben auch sie Ziele. Z.B. sind sie mit ihrem Partner auf Immobiliensuche, planen vielleicht, demnächst den Job zu wechseln oder es steht eine Weltreise an.
D.h. egal, ob wir uns explizit mit Zielen beschäftigen oder nicht: Ziele haben wir alle.
Und ich würde sogar noch weiter gehen: Ich erinnere mich an eine Zeit nach meinem Studium, als mein größtes Ziel – das Studium abzuschließen und einen guten Job zu bekommen – erreicht war und ich plötzlich ohne Ziel da stand.
Im Nachhinein betrachtet sehe ich, dass ich mir auch damals direkt wieder unbewusst andere kleine Ziele z.B. im Freizeitbereich oder eben dann auf der Arbeit gesucht habe. Doch die große Richtung hatte gefehlt. Und das war schmerzhaft.
Seit dem schaue ich immer wieder genau hin, in welche Richtung es mich zieht und welche Ziele grade wichtig sind. Manchmal sind diese sehr konkret, manchmal weniger.
Und natürlich ändern sie sich auch ständig. Doch so soll es ja auch sein.
Was ich nur immer wieder in der „Motivations-Szene“ mitbekomme, ist, dass die Menschen bewusst davon sprechen, dass sie aktuell unzufrieden sind und ja deshalb Ziele haben.
Oder auch umgekehrt: sie sagen bewusst „ich bin unzufrieden“, damit sie motivierter sind, ihr Ziel zu erreichen.
Das ist die große Frage.
Es scheint auf der Hand zu liegen: Wenn ich mir wünsche, in einem großen Haus zu wohnen, bin ich wohl mit meiner kleinen Wohnung aktuell nicht zufrieden. Wenn ich mir das Ziel setze, einen sportlicheren Körper zu kriegen und fitter zu werden, kann ich ja aktuell mit dem Ist-Zustand nicht zufrieden sein.
Aber ist das so?
Schließt das eine das andere aus?
Grade beim Ziele-Erreichen heißt es ja, wir kommen schneller voran, wenn wir aus der Freude heraus agieren. Und außerdem lebt es sich auch wesentlich schöner, wenn man nicht ständig unzufrieden ist. 🙂
Ich bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass es keine Gegensätze sind.
Ich will einen neuen Zustand erreichen UND ich bin jetzt aktuell zufrieden mit dem, wie es ist.
Zugegeben, es ist nicht so leicht, wie es sich anhört.
Sobald wir an unsere Ziele denken und das Gefühl haben, das Ziel läge weit in der Zukunft und es zieht uns dort hin, kommt schnell das Gefühl von „ich will weg von dem, wie es jetzt ist“.
Ein Mensch, der immer nur nach vorne schaut, auf das wo er hin will, vergisst den aktuellen Moment zu sehen und zu genießen. Das traurige daran ist: Unser Leben besteht eben genau aus diesen aktuellen Momenten.
Wenn wir im schlimmsten Fall immer nur nach vorn schauen, Ziel erreichen, nächstes Ziel, wieder nach vorn schauen, sind wir ständig am „irgendwo hin laufen“ und verpassen unser gesamtes Leben.
Ein Bild, das ich für mich hier gefunden habe, hilft mir da sehr:
Wenn ich aktuell einen kleinen Fiat fahre und für einen neuen Audi spare, so habe ich ja offensichtlich das Ziel, bald einen Audi zu fahren. Ich habe vielleicht auch schon genau ausgerechnet, wann ich ihn mir leisten kann und arbeite auf dieses Ziel hin.
Gleichzeitig kann ich jedes mal, wenn ich mich in meinen kleinen Fiat setze, glücklich und dankbar dafür sein, dass er mich überall hinfährt und dass ich ihn habe.
Und so ist es mit allen Zielen:
Wenn wir gar keine Ziele haben, fehlt uns die Richtung und wir sind wie ein Blatt im Wind, dass keine Richtung und keine Orientierung hat. Rennen wir unseren Zielen allerdings blind hinterher und sind mit dem Ist unzufrieden, verpassen wir unser Leben.
Lasst uns Ziele haben UND gleichzeitig zufrieden sein, mit dem, was gerade ist!